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Sonntag, November 25, 2007

Internet TV Shootout

Hallo zusammen, lang lang ist's her, dass ich hier mal was geschrieben habe. Ja ich lebe noch und Nein, ich habe nicht aufgehört zu bloggen, hatte nur gerade was anderes zu tun.
Wer wissen will was, der schaue hier: KDEmod für Archlinux

Nun heute soll es mal um Internet TV gehen. Exemplarisch habe ich mal die 3 größten mir bekannten Web Zwo-Nulligen und "freien" (im Sinne von Kostenlos) Anbieter gestestet. Nicht jetzt die Video sharing Seiten wie Youtube, sondern "richtiges" Internet TV.
Was beschreibt also einen richtigen Internet TV Anbieter?
  1. Es sollte eine Art Kanäle geben. Ich klicke einen Kanal an und dann rauscht das Video rein.
  2. Es sollte zuverlässig laufen und nicht Browserbasiert sein.
  3. Ich erwarte eine gewisse Technische Qualität der Videos (dazu später mehr)
  4. Ich möchte eine Web Zwo-Null community dazu wenn möglich.
Fangen wir mit dem bekanntesten Anbieter an:

Joost

Die Website von Joost (http://www.joost.com/) sieht schonmal sehr "stylish und modern" aus, der erste Eindruck zählt eben. Hier wird wie es im Web2.0 eben üblich ist umfangreich mit RSS bzw. eigentlich ATOM Buttons um sich geworfen. Die original Punchlines von Joost sind folgende:
It's video – more than 15,000 shows, with more added daily.
It's online – all you need is a broadband internet connection.
And it's free. So what are you waiting for?
Naja ob das soo frei ist wie sie werben? Naja fast. Es werden des öfteren Werbeclips eingespielt, leider ist es in meinem Fall immer derselbe gewesen was auf Dauer echt nervig ist. Joost hat über 250 offizielle Kanäle und einige inoffizielle mehr, was einen eigentlich nicht wundern sollte, da jeder seine eigenen Kanäle erstellen kann.
Das tolle an Joost ist allerdings das Interface, sehr modern mit viel transparenz und im Hintergrund läuft immer das Video weiter (oder der nervige Werbeclip) außerdem hat man die Möglichkeit über sogenannte "Onscreen Widgets" die Communityfähigkeiten von Joost voll auszunutzen während man ein Video schaut. Man kann z.B. mit Leuten Chatten die gerade den selben Kanal sehen oder auch einfach mit seinen Freunden, außerdem kann man einen Newsticker einblenden (der frisst wie üblich RSS und ATOM feeds). Außerdem kann man direkt aus Joost heraus bloggen. Der Instant Messenger wird wohl über Meebo abgewickelt und das Protokoll ist Jabber (sehr schön), der Server ist auch nicht festgelegt, so kann man sich einfach mit seinem normalen Jabber Account einloggen.
Im folgenden möchte ich nun die Vor- und Nachteile kurz zusammenfassen und ein paar Screenshots liefern.

Vorteile:

  • Nettes Interface, alle Elemente onscreen
  • Integrierte Community funktionen
  • Sehr viel Content
  • Support für die Community z.B. eine komplette Pressemappe zum download
  • Man kann es einfach einschalten und laufen lassen... wie ein Fernseher
  • Andererseits kann man jedoch auch gezielt einzelne Episoden eines Channels gucken

Nachteile:

  • Proprietär, d.h. es gibt zwar Clients für Windows und Mac aber keinen für Linux
  • Bildqualität nur für Fensterdarstellung geeignet, dann kann man jedoch Teilweise die recht kleinen Schriften des Interfaces nicht mehr lesen
  • Alles ist Transparent, das kann Verwirren
  • Man kann nichts einstellen
  • Es hat noch so seine Macken (siehe Screenshots, Immer der gleiche Werbeclip, etc.)
  • Werbeeinblendungen
  • Das meiste des Contents ist kürzer als 10 minuten, richtige Filme findet man kaum, Serien auch wenig
  • Anmeldung erforderlich

Screenshots:



Hier kann man die Channel Übersicht sehen, im Hintergrund läuft das aktuelle Video weiter.


Hier kann man Einstellen welche onscreen Widgets man gerne hätte.


Das Standard Onscreen Interface


Die Übersicht über alle Episoden eines Channels


Das Instant Messenger Widget, mit meinem normalen Jabber Account, leider ist niemand online :(


Das passiert wenn man über das Verkleinerte IM Widget fährt, es vergrößert sich wie gewünscht, leider blendet sich jedoch das Onscreen menu wieder ein was dann das IM Widget überlagert. Dämlich, da unbenutzbar. Außerdem wird das Widget beim MouseOut herausgezoomt, eigentlich ja nicht schlecht, aber leider kann man es so nicht an den Rand verbannen weil es sich beim verschieben ja wieder vergrößert. Das Widget sollte "Andocken" können.


Nächster Kandidat:

Zattoo

Zattoo ist eine Firma aus San Francisco und sieht das Internet TV mehr wie einen normalen Fernseher, entsprechend einfach ist das Interface:


Links das Video, rechts die Senderliste

Die Punchlines hier sind leider wirklich nur Marketing Blabla:
What's Zattoo? It's BETTER!
It's superior to today's Internet-TV in 3 major ways:
  • Viewing Quality
  • Channel Choices
  • Portability
Goodbye TV.
Goodbye, Internet TV.
The future is here: It's Zattoo.
Sodenn lasst uns das Ding mal zerreißen... Ja leider :(

Zattoo schreibt folgendes:
Viewing Quality
Before Zattoo, TV on the Internet wasn't like TV at all. Video streams skipped, stuttered and broke up; image quality was lousy [...]
Ok, worauf beziehen sie sich "Before Zattoo" weil "skippen", "stottern" und Müll anzeigen tut Zattoo nämlich am meisten von den 3 gestesteten Diensten. Außerdem hat Zattoo die schlechteste Bildqualität von allen. Das ist Maximal 400x300 und dann auch noch "Nearest Neighbour" von PAL (720x576) runterskaliert. Man sieht die Treppchen. Oft ist die Qualität nicht besser als die der Youtube Videos.
Channel Choices
'Til now, Internet video's really only been great for forwarding friends a laugh. Fast forward to Zattoo. Now enjoy great TV too: all the news, the sporting events, your favorite junky soaps
Joa, und leider auch "all the Ads" weil nämlich lediglich die Originalstreams der TV Sender neu skaliert und komprimiert weitergereicht werden. Außerdem ist die Kanalauswahl nicht so besonders:
  • Al Jazeera English
  • Canal 24 Horas
  • CNN International
  • Das Vierte
  • DMAX
  • DSF
  • Entertainment Channel
  • France 24 English
  • Giga
  • Lux tv
  • MTV
  • The Poker Channel
  • SF info
  • sumo.tv
  • TeleZuri
  • Tier TV
  • TV Gusto
  • TVE Internacional
Interessant sind da eigentlich nur 2-3 Sender (je nachdem wer guckt). Al Jazeera ist ne nette Sache wenn man sich dafür interessiert, hab ich noch nirgends woanders gesehen. CNN ist Standard. Hin und wieder ganz nett ist Giga (wer's mag eben). Aber wer guckt Sender wie "Tier TV" (da geht's wirklich um Tiere, das ist deutsch gemeint nicht englisch, sieht mir nach Greenpeace Propaganda Sender aus) TV Gusto ist ne unendliche Kochshow, brauch ich auch nicht unbedingt.
Portability
Zattoo is TV to go! What made us couch potatoes was that we had to watch it there. No more! Thanks to Zattoo, TV goes with you. To work. To the bar where friends are watching the match on the wrong station. Or even into another room at home if the TV is taken. Watch Zattoo wherever you can connect your laptop to the Internet.
Ok... "TV to go" ist für mich aber nicht an einen Laptop gebunden, bei so einer Aussage erwarte ich nen Handy stream. Was ist daran sonst anders als an "normalem Internet TV" (was auch immer das dann sein soll?!?).

Nach dem Verriss des Marketing Blabla auch hier nochmal Vor- und Nachteile zusammengefasst... Naja mehr Nachteile:

Vorteile:

  • Sehr einfaches Interface
  • Einschalten und laufenlassen

Nachteile:

  • Üble Bildqualität
  • Oft Aussetzer die dann in kaputtem Bild oder schräpigem Ton enden (ich vermute mal ne UDP Übertragung ohne Fehlerkorrektur, man kennt die Effekte von kaputten DivX Videos)
  • Man muss sich anmelden... ja wozu eigentlich? Community gibbs nämlich keine, zumindest bin ich noch nicht darauf gestoßen.
  • Nur ein Windows client... Ups mein Fehler, es gibt andere Clients. Schon jemand den Linux client irgendwie zum Laufen gekriegt... Ich nicht.
  • H.264: Hier als Nachteil weil die Bildqualität dem Codec nicht würdig ist und das ganze so nur unnötigerweise Rechenleistung frisst
Und ich glaube ich weiß auch wieso das ganze so schlecht ist:
Zattoo was founded in US in 2005 by Sugih Jamin, professor for computer science at the University of Michigan, and Beat Knecht, software product marketing professional and former McKinsey consultant in Silicon Valley.
Hm... 2005 gegründet und immer noch so schlecht? Sowenig Kanäle? Nach fast 3 Jahren. Ich denke hier hat jemand die Web2.0 Blase gewittert und einen einsamen Programmierer und 3 Werbeleute auf ein "Internet TV" Projekt losgelassen das man nachher hoffentlich gewinnbringend Verkaufen kann. Pseudo Startup eben. (Wenn ich allein McKinsey höre rollen sich mir die Zehennägel auf... elende Heuschreckenbande)

Nächster Kandidat und mein Favorit:

Miro

Miro von der "Participatory Culture Foundation" ist der ehemalige "Democracy Player". Das Konzept ist hier ein wenig anders, man sieht den Client mehr als eine Art "Verwaltungsoberfläche" oder eben ein RSS Reader für Videos.

"Kanäle" in ihrem Ursprünglichen Sinne gibt es nicht. Als Kanal wird hier eben ein RSS Feed bezeichnet. Das ganze erinnert leicht an iTunes, nur dass es eben für Videos gemacht wurde.
Der Client ist ein Mix aus vielen verschiedenen OpenSource Technologien (VLC/ffmpeg/xine, XulRunner von Mozilla, Imagemagick, Bittorrent und Python hält das ganze Zusammen). Das Ganze ist bestimmt nicht leicht zu kompilieren *g* aber zurück zum Thema.
Wieviel Content im Miro Netzwerk unterwegs ist kann ich leider nicht genau sagen (Angabe von Miro "2967 channels, all free."), das ganze scheint organisch zu wachsen, eine Richtige Web2.0 Community eben. Jeder kann eigene Kanäle erstellen und Shows bewerten. Die Videoqualität steigt und fällt mit den Fähigkeiten bzw. Internetanbindungen der Anbieter (es sind sogar HD Videos verfügbar, aber leider ist nicht alles was mit HD angekündigt wird auch wirklich HD).

Live anschauen kann man sich bei Miro jedoch nix. Alles muss vorher runtergeladen werden, dies geschieht intern über Bittorrent, daher verursacht Miro natürlich mehr Traffic als die anderen Varianten. Alle lokal verfügbaren Shows landen automatisch wieder im Tracker.

Die Punchlines hier sind sehr ehrlich und nix Marketing Blabla:
Miro 1.0 - Turn your computer into an internet TV.
Download Miro to watch free internet video channels and play any video file.
  • Spielen Sie jedes Video ab
  • Mehr HD als jeder andere
  • Thousands of Channels
  • Save YouTube Videos
  • BitTorrent Made Easy
Allein hierran kann man das Konzept des Miro Players erkennen. Man kann auch einfach andere Videos damit abspielen, man muss nicht den Content von Miro verwenden. Der Content von Miro gehört den Usern, Miro erlaubt nur einfachen Zugang dazu. Der Punkt "Mehr HD als jeder andere" ist nicht nur Untertrieben, er stimmt auch, andere Internet TV Dienste bieten gar kein HD. Wie man auch sehen kann sind die Punkte teilweise Englisch, genauso verhält sich das mit dem Interface übrigens auch. Hier ist noch nicht alles Perfekt und man sieht, dass Trotz 1.0 noch daran gearbeitet wird.
Der Vorletzte Punkt ist auch interessant, man kann nämlich die großen Bekannten Video Communities im Netz ebenfalls durchsuchen und diese Videos bei sich auf der Festplatte speichern, das erlauben diese Dienste im Normalfall nicht so einfach.
Die Webseite von Miro ist komplett Community zentriert, sie mutet mehr wie ein modernes Blog an als wie eine normale Website.

Auch hier mal wieder die übliche Liste mit Vor- und Nachteilen:

Vorteile:

  • OpenSource
  • Komplett von der Community verwaltet
  • Kein DRM, jedem wird erlaubt Content einzustellen
  • Clients für alle wichtigen Betriebssysteme (Linux, Windows, MacOSX)
  • Spielt alle Videoformate ab, kann auch Eigene Videos abspielen und kann also als Videoarchiv verwendet werden.
  • Merkt sich wo man zuletzt aufgehört hat zu gucken und spult gleich wieder bis dorthin vor.
  • Teilweise HD Content
  • Eigentlich ein sehr guter RSS/ATOM Feedreader mit Videounterstützung
  • Einbindung von Miro fremdem Content von z.B. Youtube
  • Direkte Anbindung an andere Web2.0 Communities (digg, reddit, delicious, video bomb, youtube, etc.)

Nachteile:

  • Kein "moderierter Content" also einschalten und gucken ist so nicht möglich.
  • Relativ fetter download, was aber eigentlich egal ist weil man für Videos sowieso viel Bandbreite benötigt.
  • Bittorrent als Verteilsystem ermöglicht einerseits schnelle Downloads, verursacht andererseits jedoch viel Traffic
  • Das ganze Ding ist ein wenig unhandlich, schön wäre eine Art minimal Modus damit man nebenher ein Video gucken kann. (Dafür bietet sich aber hier der lieblings Video Player an, da die Videodateien ohne DRM auf der Platte liegen...)
  • Fast kein Kommerzieller Content, keine Serien oder Filme
  • Nicht "Live", alle Videos müssen vorher komplett heruntergeladen werden, Vorschau von halb Heruntergeladenem ist nicht möglich

Und nun die allerseits beliebten Screenshots:




So präsentiert sich Miro beim Start, eine Übersicht über Featured Content und die aktuell beliebtesten und neuesten Videos im Netz


So präsentiert sich die Medienbibliothek, wie man hier sehen kann wird komplett auf offene Standards gesetzt. Ich habe hier z.B. meine abbonierten Channels mal als OPML in das Video Verzeichniss exportiert


Der Downloadmanager, hier kann ich jederzeit Downloads pausieren, wiederaufnehmen oder abbrechen. Außerdem kriege ich hier die wichtigsten Infos angezeigt, z.B. wie lange es noch dauert bis ich das ganze angucken kann oder was ich da eigentlich gerade genau herunterlade. Der "Share" Button begegnet einem noch öfters und dient zur Integration in die ganzen Web2.0 Dienste.


So sieht das Playback dann aus, hier sogar mit einem HD (720p) Videopodcast bei dem es um Adobe Lightroom geht (für Linux Benutzer: Lightroom ist sowas ähnliches wie Digikam von KDE)


So sieht ein Feed oder auch Channel dann im Detail aus. Hier kann man einzelne Episoden angucken (bzw. zum Download vormerken)


Dies ist die "Externe Suche", verschiedene Videocommunities können so durchsucht werden und die Videos können dann auch heruntergeladen werden!


Das Suchfenster in groß. Wenn man keinen Channel abonieren will kann man hier auch direkt andere Communities durchsuchen


Dies ist z.B. die Auswahl an HD Channels, bzw. ein Teil davon.

Fazit und der ganze Rest

Internet TV steckt wohl zumindest was "freie" Dienste betrifft noch in den Kinderschuhen, was Allerdings wahrscheinlich daran liegt, dass niemand kostenlos die schiere Bandbreite die dafür benötigt wird bereitstellen kann und will.
Ich weiß leider nicht wie gut die Kommerziellen Pay per View Dienste der T-com oder von 1&1 und Co. mittlerweile funktionieren, wer da eine Übersicht hat bitte Bloggt mal darüber :).
Von den gestesteten Diensten hat mir Miro allerdings am besten gefallen, auch wenn man hier nicht mehr direkt von TV sprechen mag weil man die zusammenstellung des Programmes hier selber machen muss. Aber so geht die Entwicklung eben vorran, was ja nichts schlechtes sein muss, muss man sich hierbei doch seine eigenen Gedanken machen. Die Video Qualität des Contents von Miro kann sich meist sehen lassen, die Community ist sehr hilfreich (Die Miro Community an sich gibt es ja eigentlich gar nicht, weil Miro den Content aus den Blogs und Podcasts ja sozusagen nur "einsammelt", im Prinzip ist jeder der Videos mit RSS/ATOM Feed ins Netz stellt Teil dieser Community). Und natürlich finde ich gut, dass es einen Linux client dafür gibt, und den kann man sogar für 64 Bit kompilieren. Die anderen Anbieter bieten nur Windows und MacOS X Clients. Die kann man zwar versuchen mit Wine zum laufen zu kriegen, aber das ist auch nicht überall möglich (64Bit Linux, andere als i386 Platformen, etc.).

Also probiert es doch mal aus.
video player
(Ich hoffe ich kann mich dazu Aufraffen mal öfter wieder was zu schreiben in Zukunft, bis dann...)

Eingestellt von dunkelstern

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zattoo gibts nicht bloss für Windows, sondern auch für MacOS und Linux.

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